Im Rahmen des Projektes „Jüdisches Leben und Antisemitismus“ haben wir eine Fahrt zu dem Jüdischen Museum in Berlin organisiert, wobei die Zielgruppe unseres Projektes hauptsächlich Frauen mit Migrationshintergrund war. Insgesamt waren wir 17 Erwachsene, vier Jugendliche und drei Kinder. Der Tag begann um 07:45 Uhr aus dem Hauptbahnhof in Halle und etwa um 09:00 Uhr sind wir in Berlin angekommen. Gestartet sind wir um 09:30 vom Alexanderplatz, was jedem Tourist nach seinem Geschmack Optionen anbietet. Auf der einen Seite hat man zahlreiche Möglichkeiten zum Schoppen. Auf der anderen Seite konnte man durch den Weihnachtsmarkt herumlaufen und sich die typischen deutschen Weihnachtstradi onen angucken. Da jeder von uns unterschiedliche Interessen hat, haben wir uns getrennt.
Um 11 haben wir uns wieder versammelt und sind zu der nächsten Station des Tages gefahren: in das jüdische Museum. Wir wurden um 12 Uhr dort von zwei Führende empfangen, die uns die Tür für eine kulturelle Gedankenreise in die jüdische Kultur und Tradi onen und jüdischer Lebenss l eröffnet haben. Mit einem interak ven Start haben wir angefangen bzw. mit der Frage: was zeichnet jedem aus? Und wie jeder seine Iden tät definiert? Da unter uns unterschiedliche Altersgruppen und Lebensweisen sich befanden, erwidern sich interessante Rückantworten wie: Religion, Hobby und zwischenmenschliche Beziehungen.
Durch die Führung konnten wir einen efen Blick in das Judentum gewinnen. Darunter zählt zum Beispiel: was sind die Gebote und Verbote im Judentum? Was heißt Schabet und wie verhält man sich da? Wie wird Bar Mitzwa gefeiert und was gehört dazu? Wodurch erkennt man das koschere Essen? Es waren zwar nur anderthalb Stunden aber reich mit neuen Kenntnissen und Informa onen. Da die Teilnehmerinnen hauptsächlich aus Syrien kamen, wollten sie die verbliebene Zeit in der Sonnenallee verbringen, um ihren ermüdeten Herzen mit den alten heimatlichen Dü en zu erwärmen. Orientale Restaurants, Basare, Dü e und zahlreiche Läden findet man dort. Um 14:00 Uhr sind wir der zu der Sonnenallee bzw. der letzten Sta on des Tages losgefahren. Wie jeder die verbliebene Zeit verbringen mochte, war doch jedem überlassen. Schon 18:30 waren wir auf dem Heimweg nach Halle. Nach diesem langen Tag gelang uns ein stärkeres Gemeinscha sgefühl zu schaffen, neue Kenntnisse zu erwerben und auch unterhaltsame Gespräche miteinander zu führen. Im Anschluss haben wir gemeinsam die Fahrt evaluiert, wodurch man ableiten konnte, dass jeder zufrieden und erfreulich sei und dass eine solche Fahrten jedem am Herzen liege.
Der Verein Sprachbrücke Halle betreut und unterstützt arabisch sprechende Geflüchtete (z.B. mit Dolmetschern oder Begleitung) bei Problemen im Alltag und vermi elt Kontakte zu deutschen Helfern. Wir wollen, dass Halle an der Saale eine Stadt ist, in der sich die Menschen wohlfühlen und einander vertrauen und sich respek eren.
Dafür ist es wich g, in einen Dialog zu kommen. Die Sprachbrücke Halle organisiert und begleitet deshalb Veranstaltungen, wie Deutsch-Cafés, Schach-Treffen und einen Frauentreff. Die Ereignisse des 9. Oktober in Halle (Saale) haben uns alle zu efst erschü ert und verunsichert. Jedes Mitglied unseres Vereins hat das Geschehene ganz unterschiedlich erlebt; das Bedürfnis, es zu besprechen, war bei allen gleichermaßen groß. Darüber hinaus wandten sich auch viele der von uns betreuten Migranten an uns, um diesen Anschlag in Gesprächen zu verarbeiten. Auch wenn die Tat vorrangig an semi sch mo viert war, richtete sich der Anschlag zwar nicht geplant, jedoch zielgerichtet auch gegen einen (in den Augen des Täters) von islamischen Mitbürgern betriebenen Imbiss.
In den Jahren seit unserer Gründung haben wir in vielen Gesprächen mit Geflüchteten aus Syrien immer wieder an semi sche Äußerungen gehört, wir erlebten, dass die dahinter stehende Einstellung auch auf die Heranwachsenden projiziert wird. Die Ablehnung, der zum Teil auch geäußerte Hass auf die jüdische Bevölkerung der muslimischen Geflüchteten ist erschreckend. Seit längerer Zeit disku eren und planen wir im Vorstand Projekte, die wir dem entgegensetzen können. Wir möchten mit unserem Projekt dringend die Wahrnehmung stärken für Diskriminierung, Rassismus, An semi smus, an demokra sche Einstellungen, indem wir auf die Parallelen zum An islamismus hinweisen, den die MigrantInnen selbst erleben, um der Tat in Halle eine für die Migran nnen besser nachfühlbare Gewichtung zu geben.
In Absprache mit dem Jüdischen Museum in Berlin wird die Gruppe aus Frauen, Jugendlichen und Kindern aus Syrien im Rahmen eines Projek ages unter fachlicher Anleitung durch die Mitarbeiter des Museums grundsätzliche Informa onen zur Geschichte und Kultur der jüdischen Bevölkerung erfahren. Im Haup eil des Projektes sollen dann die sichtbaren, aber auch die kaum wahrnehmbaren Parallelen zwischen der islamischen und jüdischen Geschichte und Kultur sowie die Parallelen zwischen An islamismus und An semi smus erarbeitet werden. Hierbei wird es einen von Museumspädagogen erarbeiteten und durchgeführten separaten Projektplan für die Kinder geben.
Wir verbinden mit diesem Projek ag die Hoffnung auf eine Sensibilisierung für das Thema Rassismus und Fremdenfeindlichkeit im Allgemeinen, wir wünschen uns eine nachhal ge Förderung des Demokra everständnisses, des toleranten, weltoffenenen Denkens und insbesondere eine, dem entsprechende Erziehung der Kinder. Dieser Projek ag soll den Au akt für weitere, dem Thema entsprechende und aufeinander aufgebaute Projekte bilden, die sich derzeit noch in der Phase der Projektplanung befinden.“