Der Verein Sprachbrücke Halle betreut und unterstützt arabisch sprechende Geflüchtete (z.B. mit Dolmetschern oder Begleitung) bei Problemen im Alltag und vermittelt Kontakte zu deutschen Helfern.
Wir wollen, dass Halle an der Saale eine Stadt ist, in der sich die Menschen wohlfühlen, einander vertrauen und sich respektieren. Dafür ist es wichtig, in einen Dialog zu kommen. Die Sprachbrücke Halle organisiert und begleitet deshalb Veranstaltungen, wie Deutsch-Cafés, Schach-Treffen und einen Frauentreff.
Wir würden uns freuen, wenn Sie Lust hätten, ein wenig Ihrer Zeit in dieses Projekt zu investieren. Werden Sie Teil eines gut gelaunten, offenen Teams von Freiwilligen und lassen Sie sich ein auf Begegnungen, die Ihren Alltag bereichern. Die Möglichkeiten eines Einsatzes sind vielfältig und werden auf Ihre Wünsche und Vorstellungen abgestimmt.
Nehmen Sie Kontakt zu uns auf, wir vereinbaren gern einen Gesprächstermin mit Ihnen.
Seit dem letzten Sommer sind wir auf Reisen. Manchmal im Kopf, oft mit dem Herzen und inzwischen auch wieder mit Zug, Schiff, Bus und Tram. Wir, das sind unsere wunderbaren Projektteilnehmerinnen aus Tunesien, Syrien, Afghanistan und Palästina und wir, die Akteurinnen der Sprachbrücke. Wir folgen den Spuren Anne Franks, dem jüdischen Mädchen, das sich vom 6.Juli 1942 bis zum 4. August 1944 gemeinsam mit ihrer Familie und Bekannten in einem Amsterdamer Hinterhaus vor den Nazis versteckte. Wir wollen sie kennenlernen, die Zeit, in der sie lebte, verstehen; unser Wissen und nicht zuletzt unsere Gefühle in der Gegenwart betrachten. Wer ist das Mädchen, das ihre Geschichte in einem, nun weltberühmtenTagebuch aufschrieb?
Und natürlich richteten wir unsere Aufmerksamkeit auf unsere Stadt. Was geschah während dieser Zeit in Halle mit den jüdischen Einwohnern? Unsere Projektteilnehmerinnen, die aus den verschiedensten Ländern geflohen sind, eint die Verbundenheit mit Halle an der Saale. Sie alle wünschen sich, die Geschichte ihrer neuen Heimatstadt kennenzulernen lernen. Wir bitten Zeitgeschichte(n) e.V. um eine Zusammenarbeit, weil uns Fachleute an unserer Seite wünschen. Juliane Bischoff öffnet uns die Tür zur Geschichte der Juden in Halle, sie erzählt von dem Projekt „Stolpersteine“. Schnell ist klar, dass wir uns intensiv und aktiv beteiligen wollen und beschließen, das Leben der Ilse Levi, die von 1939 bis 1942 in Halle lebte und mit dem großen Transport am 1. Juni 1942 in das Vernichtungslager Sobibor deportiert wurde, wo sie am 3. Juni 1942 in einer Gaskammer starb, gemeinsam mit Zeitgeschichte(n) e.V. zu recherchieren.
Anne und Ilse waren in einem ähnlichen Alter, als die Nazis sie ermordeten. Ihre Sehnsucht nach Liebe, Frieden und Freiheit war gewiss die gleiche. Beide Mädchen repräsentieren den dunkelsten Teil der Deutschen Geschichte und wir wollen ihnen näher kommen und ihre Welt kennenlernen.
So entsteht ein Projektteil, in dem wir gemeinsam mit Zeitgeschichte(n) e.V. Ilse Levis folgen. Wir suchen im Stadtarchiv nach Dokumenten, recherchieren im Netz, finden Bilder, spenden einen Stolperstein für Ilse und lesen Bücher. Wir lernen Ilse kennen und ihr Schicksal bewegt uns.
Natürlich lesen wir zunächst das Tagebuch der Anne Frank. Es ist nicht einfach, das Buch in Arabisch und Persisch unzensiert zu bekommen. Viele Passagen wurden von den Übersetzern umgeschrieben oder durch eigene Absätze ergänzt, so wollen wir es nicht ausgeben. Uns ist sehr wichtig, dass wir nur lesen, was selbst von Anne Frank geschrieben wurde. Dank „Aladdin online Library“ können wir das Buch dann unzensiert auf Arabisch drucken, ergänzend dazu erwerben wir das Tagebuch der Anne Frank in Deutsch und als Comic.
Wir tauschen uns in Buchbesprechungen aus, unsere Projektteilnehmerinnen begegnen uns mit ihrem nie endenden Wissensdurst, sie wollen lernen, wollen verstehen. Oft sind wir überwältigt vom Grauen, von Trauer und Hilflosigkeit. Die Auseinandersetzung mit dem Schicksal Anne Franks und der Juden im Holocaust ist für uns alle verstörend; unsere Teilnehmerinnen, die fast alle ohne Vorkenntnisse davon hören und lesen, trifft es besonders unvermittelt. Und oft erinnern sich die Frauen und Mädchen an ihre eigene Geschichte und die ihrer Landsleute, Familien und Freunde. An die Vermissten, Versteckten und die Toten.
Und darüber hinaus erleben wir, wie unsere Verbundenheit wächst, das Projekt eint uns, lässt uns einander verstehen. Wir schaffen geschützte Räume, in denen alle Fragen gestellt, alle Gedanken geäußert werden dürfen. Nicht selten reagieren wir spontan, entwickeln Referate zu geschichtlichen Hintergründen, intensivieren Themen. Wir bleiben offen. Mit der Pandemie schwinden unsere Möglichkeiten, uns persönlich zu treffen. Wir versuchen, so lange es geht, per Zoom zu arbeiten, aber mit fortschreitender Zeit zeigt dieses, für das Projekt zu unpersönliche Medium seine Schwächen. Wir wollen beieinander sitzen, tröstend den Arm um die Schulter legen, Zwischenbemerkungen machen. Das Projekt braucht Emotionalität und Spontanität. Die Zeit des Lockdowns entwickelt sich in vielerlei Hinsicht zur Belastungsprobe. Die Verschärfung des Nah-Ost-Konfliktes belastet und verändert die Situation zusätzlich. Wir treffen uns online, um gemeinsame Wege zu finden. Die Teilnehmerinnen wünschen, über eigene Sorgen und Ängste, über das Gefühl, übersehen zu werden, reden zu können und wir spüren, dass der Fortgang des Projektes gefährdet ist, wenn wir dem nicht nachkommen. Wir stellen uns neuen Fragen. Was bedeutet Flucht heute? Was bedeutet es, seine Heimat, seine Familie zu verlieren, Hunger und die Angst, zu sterben aushalten zu müssen? Die Frauen erzählen darüber, sie wollen, dass wir verstehen. Wir verstehen, dass wir das Gestern nicht begreifen können, wenn wir das Heute außer Acht lassen. Im Sommer ´21 werden die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona- Pandemie gelockert, die meisten von uns sind geimpft oder genesen und endlich können wir wieder reisen. Vom 23. Juli bis zum 26. Juli 2021 ist das erste Ziel auf Annes Spuren Amsterdam. Wir haben zuvor alle gemeinsam unseren eigenen Stadtrundgang erarbeitet, jede Teilnehmerin hat sich vorbereitet. Wo lebte Anne nach ihrer Emigration in die Niederlande? Wo spielte sie mit ihren Freundinnen? Wo ging sie zur Schule? Wie weit musste sie zum Lyzeum laufen?
In der Buchhandlung Blankevoort, in der Nähe des Merwedepleins, in der Otto, Annes Vater, das Tagebuch zu ihrem Geburtstag gekauft hatten und die Anne in ihrem Tagebuch erwähnt, treffen wir auf Herrn Jimmink, den heutigen Besitzer des Ladens. Er ist unbestritten ein großer Experte der Geschichte Anne Franks und unermüdlich darin, Interessent*Innen Antworten zu geben. Er ist sehr freundlich und auch an unserem Projekt interessiert, was uns mit Stolz erfüllt.
Natürlich besuchen wir das Hinterhaus in der Prinsengracht. Die Erfahrung ist für jede von uns einzigartig und überwältigend, nie zuvor haben wir uns Anne so nahe gefühlt. Uns berührt der Rundgang, manche haben Tränen in den Augen, wir alle sind still und in uns gekehrt. Wir hören die Glocken der Westerkerk, die Anne so liebte und können kaum begreifen, wie es an diesem Ort vor 80 Jahren war. Am Abend sitzen wir zusammen, reden über Anne, über das, was wir fühlen. Oft sind wir still. Aber es ist schön, in dieser wunderbaren, lebensbejahenden und liberalen Stadt beieinander zu sein. Es gibt nichts, was uns trennt. Wir alle sind Lehrende und Lernende zugleich, wir hören einander zu, stärken uns und kommen uns näher. Der Gemeinschaftssinn der Projektgruppe ist besonders und beeindruckend. Zurück in Halle treffen wir uns, um unsere Reise zu besprechen und Pläne zu machen. Weil „Diskriminierung“ für viele der Projektbeteiligten eine tägliche Erfahrung ist und viele Fragen dazu offen sind, vereinbaren wir mit der Antidiskriminierungsstelle Sachsen- Anhalt einen Termin für eine Informationsveranstaltung, in der sehr lebendig und neugierig diskutiert wird. Im September steht unsere Reise nach Berlin an. Wir sind mit dem Anne-Frank-Zentrum verabredet. Die Ausstellung vertieft und ergänzt unser Wissen über Anne Franks Leben und das Leben der Juden in Deutschland. Unsere Teilnehmerinnen sind offen und interessiert wie immer. Es gibt viele Fragen und Themen, denen wir uns in den nächsten Wochen zuwenden wollen.
Am Nachmittag reflektieren wir gemeinsam die Tage in Amsterdam und Berlin. Die Frauen erzählen uns, wie sehr sie sich Anne verbunden fühlen, sie wollen mehr erfahren, mehr lernen. Sie berichten, dass sie in ihrer Familie, bei Freunden und in Schule und Arbeit von ihrem Projekt berichten, wie stolz sie sind und wie groß das Interesse ihres Umfeldes ist. „Ich hatte vorher kein Interesse an der Geschichte des Judentums, eher Vorurteile. Jetzt weiß ich wieder, dass Menschen Menschen sind. Ich habe Anne als Mensch gesehen…“ sagt uns eine Projektteilnehmerin aus Tunesien. „Die Ausstellung in Berlin ist schön und wichtig, es war gut, das wir da waren. Ich wünschte, so eine Ausstellung gäbe es auch über unsere Geschichte.“ ergänzt Fatima aus Syrien. Wir verbringen die nächsten Wochen damit, Referate zu erstellen, die unsere Teilnehmerinnen in Schulen und sozialen Einrichtungen halten wollen. Sie wollen reden. Über ihr Projekt, über Nähe und Akzeptanz, über Freundschaft, die Hürden überwindet und nicht zuletzt über Anne und Ilse, die weiterleben sollen nach ihrem Tod. Wir sind noch auf Reisen. Wir wollen weiter arbeiten, mehr von Anne, mehr von der Vergangenheit wissen. Wir werden davon berichten. Wir danken unseren Unterstützern, der Postcode Lotterie, der Stiftung Amadeu Antonio, dem Land Sachsen-Anhalt, vielen Dank an das Anne- Frank-Haus in Amsterdam, das Anne-Frank-Zentrum in Berlin, die Antidiskriminierungsstelle in Halle (Saale), an Juliane Bischoff von unserem Kooperationspartner Zeitgeschichte(n) e.V., an die vielen freundlichen Menschen, die uns begegneten und ganz besonders an Karen Leonhardt von der Freiwilligen-Agentur Halle-Saalkreis e.V., die uns dabei half, den Projektantrag zu stellen und unsere Ideen zu verwirklichen.
Artikel zu unserem Projekt auf der Webseite der Amadeu Antonio Stiftung
Informationen zu CoViD-19 (Corona-Virus) (Deutsch, Russisch, Dari, Arabisch, Französisch, Englisch, Italienisch, Türkisch, Vietnamesisch
An wen kann ich mich wenden? Ansprechpartner bei Fragen zu Corona (Deutsch, Russisch, Farsi, Arabisch, Französisch, Englisch, Armenisch, Spanisch, Vietnamesisch
Erreichbarkeit des Bereichs "Migration und Itegration der Stadt Halle"
Wir wollen mit diesem Projekt im Rahmen des Landesprogramms für Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit die Wahrnehmung stärken für Diskriminierung, Rassismus, Antisemitismus, antidemokratische Einstellungen, indem wir auf die Parallelen zum Antiislamismus hinweisen, den die MigrantInnen selbst erleben
Ein gemeinsames Essen verbindet und es macht Spaß gemeinsam zu Kochen. Unser Angebot für geflüchtete Frauen richtet sich vor allem an diejenigen, die bei vielen anderen Veranstaltungen nicht dabei sein können.
Wir bringen Geflüchtete, die in ihrer Heimat als Lehrer gearbeitet haben, mit Kindern aus Integrationsklassen in Halle zusammen, damit ihnen der Anschluss an den laufenden Lehrplan besser gelingt.
Arztbesuche, Behördengänge oder die Ordnung des "Papierkrams" gehören zu den Dingen, bei denen Geflüchtete unsere Unterstützung benötigen. Wir vermitteln Sprachbegleiter, helfen beim Ordnen der Unterlagen und vermitteln Hilfe.
Die Flut an Briefen und Dokumenten, die im Verlauf des Asylverfahrens durch die verschiedenen Behörden verschickt werden, muss gebändigt werden, damit der Überblick nicht verloren geht. Wir unterstützen Helfer bei der Ablage der Papiere und fördern die Eigenständigkeit von Geflüchteten, indem wir mit ihnen Mappen und Registraturen anlegen.
Wir haben ein Projekt für ehrenamtliche und kostenfreie Nachhilfe durch Geflüchtete für Sekundarschüler initiert, welche aufgrund ihrer Herkunftssituation weder das lateinische noch das arabische Alphabet beherrschen.